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Keine flächendeckende Versorgung für Amputationspatienten

80% der Ober- und Unterschenkelprothesen entsprechen nicht dem aktuell gültigem Standard

Heutzutage gibt es für fast jede Erkrankung flächendecken Spezialisten in Deutschland. Für Amputationspatienten finden sich noch nicht in jeder Region Ärzte mit diesem Schwerpunkt. Eine hochwertige Versorgung bietet da die orthopädische Abteilung der Baumrainklinik des HELIOS Rehazentrums in Bad Berleburg. Dort wird ärztliches mit therapeutisch-technischem Spezialwissen gebündelt. Dr. Ralf-Achim Grünther ist seit rund acht Jahren ärztlicher Direktor und Chefarzt der orthopädischen Abteilung und stand uns für ein Interview zur Verfügung.

bomedus: Herr Dr. Grünther, zu welchem Zeitpunkt kommen die Patienten in der Regel zu Ihnen? Bereits vor der Amputation oder erst für Rehamaßnahmen?

Dr. Grünther: In der überwiegenden Mehrzahl kommen die Patienten recht früh nach der Amputation in unsere Klinik, weil ich die Operateure darum gebeten habe.

bomedus: Die Patientenversorgung wird in Deutschland immer besser. Dennoch wurden im Jahr 2008 mehr als 85.000 Amputationen allein der unteren Extremitäten durchgeführt. Zum Vergleich 2002 waren es nur 44.000. Was sind heutzutage die häufigsten Gründe für eine Amputation?

Dr. Grünther: Die Anzahl von nur (!) 85.000 Amputationen kann nicht korrekt sein, da durch eine erlösbringende Codierung im DRG-System einige OP-Schlüssel – so die OP-Schlüssel einer Amputation –an nachfolgenden Stellen (z.B. der 5. oder 6. Stelle) stehen und damit vom System nicht mehr ausgewertet werden. Die überwiegende Anzahl der Amputationen in unserem Krankengut erfolgte im Jahr 2013 bei 111 rehabilitierten Amputierten bei 72,97% aufgrund einer peripheren arteriellen Durchblutungsstörung (pAVK) und bei 49,55% aufgrund eines diabetischen Fußsyndroms mit Gangrän u.a. 39,63 % hatten ein diabetisches Fußsyndrom UND eine pAVK.

bomedus: Ihre Klinik hat sich unter anderem auch auf die Versorgung von Patienten spezialisiert, die sich mit multiresistenten Erregern infiziert haben. In wie vielen Fällen kommt es aufgrund solch einer Infektion zu einer Amputation?

Dr. Grünther: Wir haben aktuell eine Erhebung mit dem Thema „Sepsis + Amputation“ wissenschaftlich aufgearbeitet und haben erstaunt feststellen müssen, dass in 8,03% der von uns rehabilitierten Amputierten die Amputation aufgrund einer Blutvergiftung (Sepsis) erfolgen musste. Bei 36 Patienten mit einer fulminanten Sepsis mussten 39 (!) Amputationen durchgeführt werden um das Leben zu erhalten. 13 Patienten wiesen eine Sepsis mit MRSA auf, 6 Patienten mit E. coli, 3 Patienten mit multiresistentem Acinetobacter baumannii.

bomedus: Wie kann man die steigende Anzahl von Amputation verringern?

Dr. Grünther: Eine eingehende Aufklärung der Bevölkerung über die Ursachen einer Durchblutungsstörung (Rauchen). Bei den Diabetikern ist eine strikte Aufklärung und Schulung zur Einstellung des Blutzuckers notwendig, um diese Nebenerscheinungen drastisch zu reduzieren

bomedus: Ihre Klinik bietet mit einer Kombination aus ärztlicher, therapeutischer und auch technischer Betreuung bereits einen multimodalen Therapieansatz zur Behandlung und Rehabilitation an. Wie genau sehen diese Rehamaßnahmen im Einzelnen aus?

Dr. Grünther: Die Patienten werden am Aufnahmetag ärztlich eingehend untersucht. Es erfolgt eine internistisch / kardiologische Zusatzuntersuchung mit Echokardiographie, EKG, Belastungs-EKG mit Handkurbelergometrie, um die kardiale Belastbarkeit festzustellen, da der Gebrauch und das Gehen mit einer Prothese einen deutlichen höheren Energieverbrauch zur Folge hat als normales beidbeiniges Gehen. Alle Patienten erhalten eine physiotherapeutische und ergotherapeutische Einzeltherapie, tägliche Gebrauchsschulung der Prothese, tägliches angeleitetes Steh- und Gehtraining.

bomedus: Welche dieser Maßnahmen wird in Ihren Augen häufig unterschätzt bzw. von vielen anderen Rehakliniken nicht im ausreichenden Maße durchgeführt?

Dr. Grünther: Es ist notwendig, dass sich auch der Arzt mit der Orthopädietechnik auseinandersetzt, einen Kurs in Orthopädietechnik, angeboten von der VTO, absolviert und weiß, worüber die OTM sprechen. Wir sehen, dass ca. 80% der Ober- und Unterschenkelprothesen nicht dem aktuell gültigen Standard, gelehrt in der Bundesfachschule für Orthopädietechnik, entsprechen. Aus diesem Grunde erstellen wir zurzeit eine Statistik mit den häufigsten orthopädietechnischen Aufbaufehlern – alle Prothese werden fotodokumentiert.

bomedus: Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht, die Kombination aus physischer und psychischer Betreuung?

Dr. Grünther: Es ist unerlässlich, dass ein in PTBS (post-traumatische Belastungs-Störung) ausgebildeter Psychologe die Amputierten Mitmenschen während der Rehabilitation begleitet. Auch bei uns ist das nicht regelhaft möglich, da die sehr knapp gehaltene Entgeltung durch die gesetzlichen Krankenkassen bei einem Tagessatz von weit unter € 100,00 eine Mitbehandlung nicht unterstützt.

bomedus: Eine wichtige Rolle spielen die Krankenkassen. Wird jede notwendige ärztliche und therapeutische Therapie von den Kassen mitgetragen oder wo würden Sie sich mehr Unterstützung für die Patienten wünschen?

Dr. Grünther: Die meisten gesetzlichen Krankenkassen haben ein Pauschalentgeltsystem, was knapp an der „Überlebensgrenze“ einer Klinik liegt. Ein Vertreter einer GKV stellte einmal fest: nach SGB IX sind wir verpflichtet einer Rehabilitation zuzustimmen. Wie diese durchgeführt wird ist uns egal, Hauptsache diese ist billig!

bomedus: Die Behandlungen in Rehakliniken sind notwendig und äußerst hilfreich. Doch wie gestaltet sich die weitere Behandlung nach Entlassung? Gibt es eine Unterstützung bei der anschließenden ambulanten Behandlung?

Dr. Grünther: Nur in einer qualifizierten Reha-Klinik wird der Pat zufriedenstellend in allen Aspekten der Stumpfpflege und Stumpfbehandlung, im Umgang mit der Prothese, dem An- und Ausziehen, dem Stehen, Gehen und Fallen unterrichtet. Selten findet man qualifizierte Physiotherapeuten im ambulanten Bereich.

bomedus: Welchen Ratschlag würden Sie jedem Ihrer Patienten nach der Entlassung mitgeben?

Dr. Grünther: Sich so schnell wie möglich nach einer Amputation – am besten um den 10. Tag nach der Operation – in eine Rehabilitationsklinik verlegen zu lassen. Am besten OHNE Prothese entsprechend der AWMF-Leitlinie „Rehabilitation nach Majoramputation an der unteren Extremität“. Die Wundheilung braucht nicht abgeschlossen sein, die Fäden sollten noch liegen; internistische Erkrankungen werden in der Reha-Klinik mitbearbeitet / mitbehandelt.

bomedus: Herr Dr. Grünther, recht herzlichen Dank für das Gespräch.

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